Hamburg, den 18. Januar 2010. Die Zahl in Deutschland lebender potentieller Opfer von Genitalverstümmelungen muss drastisch nach oben korrigiert werden.
Bis zu 50.000 minderjährige Mädchen müssen als gefährdet eingestuft werden – und nicht 4.000 bis 5.000 wie von PolitikerInnen und anderen Organisationen bisher veröffentlicht. Das entsprechende Dokument finden Sie hier:
Die enorme Diskrepanz ist wie folgt zu erklären:
- 1. In bisherigen Veröffentlichungen fehlen aus ungeklärtem Grund wichtige Risikogruppen völlig, wie z.B. Mädchen mit folgendem Migrationshindergrund:
Jemen (gebietsweise bis zu 97% Verstümmelungsrate)[1], Irak (gebietsweise bis zu 95% Verstümmelungen)[2], Iran (gebietsweise bis 85%)[3], Indonesien (bis zu 96% Verstümmelungsrate)[4] und Malaysia.
- 2. In der neuen Schätzung wurden zum ersten Mal die Mädchen mit mindestens einem Elternteil aus einem Risikoland berücksichtigt, die in Deutschland geboren wurden, davon mehr als 10.000 aus Hochrisikoländern mit einer Verstümmelungsrate über 70%, wie z.B. Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Gambia, Guinea, Mali, Mauretanien, Somalia und Sudan.
- 3. Ebenfalls zum ersten Mal wurden Frauen und Mädchen berücksichtigt, die aus Risikoländern stammen und mittlerweile eingebürgert sind. Der aktuelle Fall aus Hamburg, über den die TaskForce berichtet hat (siehe http://www.news4press.com/Hamburger-Gerichtsbeschluss-rettet-zwe_510190.html) hat bestätigt, wie wichtig die Einbeziehung dieser Gruppe ist, da den TäterInnen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde, sie aber an der Genitalverstümmelung festhalten
- 4. In der neuen Schätzung wurde ein logisch-mathematischer Fehler korrigiert, der bisher zu einem radikal verfälschten Ergebnis geführt hat, denn: Die Verbreitungszahlen der Verstümmelungen in den jeweiligen Länder können nicht – wie bisher erfolgt – auf die gemeldeten MigrantInnen übertragen werden. Grund: Die Schätzungen der landesweiten Genitalverstümmelungsraten berücksichtigen die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in den Verstümmelungs-Ländern und können von der ethnischen Zusammensetzung hier in Deutschland so stark abweichen, dass sämtliche statistische Zahlen zu 100% berücksichtigt werden müssen, um eine verlässliche Größe zu generieren: die Höchstzahl der gefährdeten bzw. betroffenen Mädchen und Frauen in Deutschland.
Presse-Information:
TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung
Ansprechpartnerin: Ines Laufer
Telefon: 040 – 80 79 69 44
eMail: info@taskforcefgm.de
Die TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung ist ein Netzwerk zum Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung der Organisationen
Akifra e.V. www.akifra.org · Lobby für Menschenrechte e.V. www.lobby-fuer-menschenrechte.de ·
TABU e.V. www.verein-tabu.de · WADI e.V. www.wadinet.de
[2] Artikkel: „Female Genital Mutilation. It’s a crime, not Cultue“, WebSeite der STOP FGM Kurdistan-Kampagne: http://www.stopfgmkurdistan.org/html/english/fgm_e.htm#mape
[3] Artikel „Urgent Call for Help from Iran“, 23.11.2009 http://stopfgmkurdistan.wordpress.com/2009/11/23/urgent-call-for-help-from-iran/
[4] Artikel: „A cutting Tradition“, Ney York Times, 20. Januar 2008: http://www.nytimes.com/2008/01/20/magazine/20circumcision-t.html?_r=2&oref=slogin