Monika verlor im Alter von nur 53 Jahren den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit und hinterlässt uns in tiefer Trauer.Mit ihrer 1997 gegründeten Lobby für Menschenrechte war Monika von Anfang an Teil der TaskForce und unterstützte uns mit aller Kraft, Loyalität und Expertise.
Fast 20 Jahre lang widmete sich Monika mit Herz, Seele und vor allem ihrem klaren, unbestechlichen Verstand den Rechten von Frauen und Kindern, dem Schutz von Gewaltopfern, besonders sexualisierter Gewalt:
Für den Deutschen Akadamikerinnenbund arbeitete sie Anfang der 90er Jahre im Nationalen Vorbereitungskomitee für die 4. Weltfrauenkonferenz in Peking. Bei TERRE DES FEMMES e.V. baute sie das Fachreferat “Gewalt gegen Frauen in Deutschland” auf. Mehrere Jahre arbeitete sie im European Observatory on Violence against Women (EWL, Brüssel) als Ländervertreterin für Deutschland, dann von 2000 bis 2002 im Europarat in Strasbourg. Immer ehrenamtlich, “für die Sache”. Profitiert haben andere.
Monika, als Dein bedeutsamstes Vermächtnis hast Du selbst die Änderung des §177 SStGB – die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe, und zwar ohne wenn und aber, bezeichnet. Auch dafür haben andere die offizielle Anerkennung kassiert
Da verwundert es kaum, dass Du es kaum glauben konntest als Du 2005 mit den 1000 Frauen für den Frieden für den Friedensnobelpreis nominiert wurdest und sagtest:
“Die Wahrscheinlichkeit, dass unsereins Negatives abbekommt, ist ja eine tiefsitzende Erfahrung; also eine hohe Wahrscheinlichkeit. Mit Positivmeldungen fehlt die Erfahrung.”
Darin sehe ich eine schmerzvolle Tragik: Für das, was Du für eine bessere, gewalt-ärmere Welt geleistet hast, hast Du nicht einmal einen Bruchteil der Wertschätzung, Anerkennung und Vergütung erhalten, Die Du verdient hast.
Aber Du hast Dich weder von Widerständen beirren lassen, noch davon, den Stempel “Menschenrechtlerin” aufgedrückt bekommen zu haben und in eine einengende Schublade gesteckt zu werden. Dabei hast Du Schubladen gehasst und bist ihnen entkommen, indem Du Deine wunderbaren Märchen, Gedichte und Krimis unter Pseudonym veröffentlicht hast.
Ich erinnere mich noch genau an unsere erste Begegnung, vor genau 15 Jahren auf einem Seminar zum Thema “Genitalverstümmelung”. Daran, wie Du mich “auf den Weg gebracht”, stets bestärkt, motiviert und gefordert hast. Du warst Vorbild, Freundin und Mentorin für mich. Dafür danke ich Dir zutiefst.
Der Flügelschlag eines einzigen Schmetterlings kann einen Tornado verursachen.
Daran hast Du fest geglaubt und warst oft genug eben dieser Schmetterling.
Dein Flügelschlag wird mir, uns – und unserer Gesellschaft fehlen.
Ich vermisse Dich schmerzlich und bin unendlich traurig, dass Du nicht mehr bei uns bist.
Aber ein Teil von Dir wird hierbleiben – und das ist ein schwacher Trost.
In tiefer Dankbarkeit,
Deine Ines
(Ines Laufer/Inititatorin der TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung)
Danke an das Lobby-für-Menschenrechte-Mitglied Beate Blumenthal, dass sie sofort eine Gedenkseite für Monika Gerstendörfer eingerichtet hat.
Hier einige Meldungen in der Presse zu ihrem Tod:
Hier noch einige Links:
- Die Neuauflage von Monika’s Buch “Sine Laude – Sexismus an deutschen Hochschulen” wird voraussichtlich im Herbst 2010 erscheinen
- Der Original-Titel erschien 1994
- Aktueller denn je: ”Der verlorene Kampf um die Wörter: Opferfeindliche Sprache bei sexualisierter Gewalt. Ein Plädoyer für eine angemessenere Sprachführung”
- Das rührende Mädchen “Und Schweine fliegen doch”
- Einige von Monika’s Krimis unter dem Pseudonym Franziska Kelly